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NAGA

Nachtessen am Gartenweg vom 16. Juli 1999: Maria Dundakova

Maria Dundakova ist 1939 in Sofia geboren und lebt heute in Aarau. Ich habe sie etwa vor einem Monat in ihrem Atelier besucht. Sie sucht zur Zeit Künstler und Künstlerinnen, die mit ihr spartenübergreifende Arbeiten machen wollen. Maria Dundakova hat die Kunstakademie in Bulgarien besucht (Kunst am Bau, Kunstgeschichte, Ästhetik, Pantomime). Später stieg sie in den Film ein als Art Directrice für Bulgarische Spielfilme und Doks. Diese Arbeit hat sie sehr geprägt. Als der Film aber zur Routine wurde, suchte sie Arbeit von innen, d.h. Arbeit, bei der sie selbst die Ursache ist.

Sie bekam ein Stipendium und begann, in der Tschechei Textil zu studieren. In ihrem Atelier in Prag machte sie auch ihre erste Ausstellung. 1972 erlebte sie einen ersten Höhepunkt als sie in Paris den Preis für Malerei erhielt. Seither hat sie ihre Werke in 42 verschiedenen Ländern gezeigt. Nach Paris hat sie einen Schweizer geheiratet, der Theater studierte, aber dann Ingenieur wurde. Mit ihm zog sie nach Emmenbrücke. Ihr Bruder, ihr Cousin, ihr Onkel, alle waren Künstler und sie landete in der Zentralschweiz in einer überaus bürgerlichen Familie. Das war schwierig. Als sie dann eine Tochter bekam, zog sie mit ihrem Mann nach Aarau, und lebt jetzt dort, seit zwei Jahren von ihrem Mann geschieden.

Aarau ist nicht der Mittelpunkt der Welt, bestätigt sie, die Arbeit, mit der sie in Paris den Preis gewonnen hatte, ist zum Beispiel vom Kunsthaus Aarau nicht für die Jahresausstellung zugelassen worden.

In Aarau war sie dann auch kulturpolitisch aktiv. Sie ist eine Mitbegründerin des KIFF.

Ihr fällt der Sprung vom Bild zu anderen Medien wie Theater und Film einfach: es ist die Zeichensprache, die allem zu Grunde liegt. Ihre eigenen Projekte sind zyklisch angelegt. Sie wählt sich ein Grundthema (etwa: SUN RITE) und produziert jeweils für den konkreten Anlass. An der Biennale in Sao Paolo realisierte sie SUN RITE: Baptism und arbeitete mit bekannten brasilianischen Tänzern zusammen, in Irland dann SUN RITE: "For Anna Livia Plurabelle" (Finnegans Wake) James Joyce: a homage (Dublin 1990-91). Mit jedem Projekt versucht sie, wie sie es ausdrückt, der Menschheit einen neuen Satz zu geben.

Die Idee, draussen mit dem Meer zu arbeiten, kam ihr während einer Ausstellung, in welcher ein Gewitter dargestellt wurde. Warum immer alles künstlich herstellen! Im Regen laufen ist doch wunderschön. Das Leben ist das Ereignis, sagte sie sich. Da war gleichzeitig der Krieg um Kuwait. Ihre Tochter schwänzte die Schule und ging snowboarden. Weil die Welt so verrückt spielt. Und ich? Ich schenke mir ein Projekt. Ich schrieb dann ein Gedicht, fuhr sie fort. Und suchte mir einen sehr langen Strand. Ich inszenierte diesen Strand. Natur. Klänge. Licht. Tanz. Ein Mensch und eine Welle. Tausend Menschen und das Meer. Die Tänzer bemalten ihre Körper gelb. Keine blassen deutschen Körper.

Für das Projekt in Dublin ging ich zuerst ans Tote Meer, dem tiefsten Punkt der Erde. Ich machte Bilder. Die Salzlinie bildete den Horizont. Ich arbeitet mit den Farben blau und gelb. Ich suchte mythische Momente.

Letztes Jahr war Maria in Berlin eingeladen, an der Hochschule für Theater. Sie lancierte ein Projekt mit dem Namen "Berlin - mon amour". Wiederum ging sie vom Leben als Kunstwerk aus. Sie inszenierte mit ihrer Klasse den Menschen als Naturereignis. Sie zeigte den Menschen in seiner urbanen Struktur, wie er sich organisiert, was für Rhythmen ihn bestimmen. Jeder machte, was er konnte: schreiben, filmen, sammeln... Es gab ein zweistündiges humorvolles Spektakel mit Stimme, Tanz und Bewegung.

"In Paris hatte ich das Glück von oben nach unten zu schauen," sagte sie. "Wenn man von unten nach oben schaut, da kann man sich täuschen." Auf dem Kunstmarkt sei sie nicht präsent, antwortete sie auf eine Frage. Sie habe gesehen, wie das laufe, das interessiere sie nicht mehr. Das Wellenreiten mache den Menschen kaputt. Sie versuche jetzt in Aarau einen Knotenpunkt für interaktive Kunst einzurichten. Es könnte doch dort einen Treffpunkt für neue Medien geben. Wir sollen uns doch konkrete Gedanken machen, ein nächstes Treffen fände bei ihr in Aarau statt.

Genau so möchte ich es an Euch weitergeben.

Wer die Protokolle per e-mail erhalten will, soll mir die Adresse schicken (alilum@bluewin.ch). Und wer die Protokolle nicht mehr erhalten will, soll mir das doch auch mitteilen.


Nächstes Treffen: Freitag, 13. August, um 19 Uhr: Duchamps und der Club of Rome

Es ist dies die Abschlussdiskussion zum Thema "Publikum". Claudius Weber versucht, aus verschiedenen Perspektiven das Problem aufzurollen. Er hat Blätter vorbereitet. Alle, auch die, die schon länger nicht mehr dabei waren, sind herzlich willkommen.

Am 16. Juli waren mit von der Partie: Judith Albisser, Rafael Iten, Daniela Bühler, Judith Huber, Iris Blum, Bruno Zihlmann und Adi Blum. Eingeladen war die Künstlerin Maria Dundakova, die sehr lebhaft zu erzählen wusste: "Jede erlebte Sekunde ist bereits ein Monument". (An was sie sich nie erinnern kann: Namen und Daten). Die Tomatensuppe geriet in den Hintergrund.


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alilum@bluewin.ch
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CH-6030 Ebikon
Tel.: 0041 41 - 440 56 09