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Salon am Gartenwegi

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NAGA

Nachtessen am Gartenweg: auf und davos...

Wir stiegen in Thalwil in den Zug. Der ganze Zug roch nach Davos, nach Menschen, die nach Davos wollten. Um zwei war die Demo angesagt. Es hatte nur vereinzelt "normale" Fahrgäste. Man hörte Musik, es wurde gekifft. Es war eine angenehme Stimmung. So fuhren wir (etwa dreihundert Menschen) bis Landquart.

Dort stiegen wir um in den Zug nach Davos. Da hiess es plötzlich, der Zug könne nicht fahren. Die Polizei erlaube es nicht. Wir sahen, der Bahnhof war von Polizisten abgeriegelt. Niemand konnte den Bahnhof verlassen. Es gab nur einen Weg zurück: per Bahn. Es stiegen alle aus. Überall standen Fotografen, die Bilder schossen.

Der Parkplatz war geräumt. Es hatte Stacheldraht. Es ging dann um Entscheidungen. Innerhalb der Masse ist verhandelt worden. Es gab verschiedene Positionen. Einige wollten hinüber zur Autobahn. Auf der Autobahn sind von der Polizei etwa 1000 Fahrzeuge angehalten worden. Das hörten wir. Andere verlangten einen Zug zurück nach Zürich.

Es war nicht sehr warm. Wir konnten nichts zum Trinken oder Essen holen. (Eigentlich hatten wir ursprünglich in Davos gut essen gehen wollen). Es gab keine Toilette, die man benutzen konnte. Wir waren dort, eingezingelt und zum Kriminellen gemacht, konfrontiert mit einer Symbolik der Gewalt. Hinter dem Stacheldraht standen Hunderte von bewaffneten Polizisten, eine Armada von Monturen.

Wir wussten nicht, wie lange diese Einkesselung dauern würde. Es war genügend Platz vorhanden, aber die Menschen standen zusammen wie Schafe. Oben kreisten Helikopter. Irgendwo weit hinter der Linie der Polizisten sahen wir Schaulustige. Wir standen da auf der anderen Seite und der Krach des Helikopters machte uns ohnmächtig.

Es gab den "schwarzen Block" der Demonstranten, ein Kollektiv von Frauen. Maskiert sorgten sie innerhalb der Demo für Ordnung. Sie wiesen die Kameraleute weg. Das Durchschnittsalter der Demonstrierenden lag ungefähr bei 23. (Nicht allen ist das Demonstrieren von den Eltern erlaubt worden). Es gab wenig Demomaterial, einzelne Transparente vielleicht. Es gab Vermummung bei Polizei und Demonstranten. Niemand wollte seine Identität preisgeben. Zudem: der gewaltbereite Kämpfer ist vermummt. Mit eingeschlagenen Scheiben und Verletzten wurde gerechnet. Vermummt ist man eine kollektive Masse. Die Vermummung gibt Kraft. Sie ist auch Schutz gegen das Tränengas. Vermummt ist man aktiver. Die Vermummung macht aber auch Angst. Karnevalesk. Mummenschanz.

Wir wussten nicht, ob Tränengas eingesetzt würde. Die Demoregeln in Zürich lauten: es darf nur bis auf 100 Meter auf die Polizisten zugegangen werden, sonst wird geschossen. In Landquart provozierten einige verbal. Eine Petarde Tränengas wurden auf den Parkplatz geworfen. Das war unangenehm. Wir sahen den Grund nicht ein. Wir wollten plötzlich nicht mehr in Landquart auf dem Bahnhof stehen. Wir sind gerannt. Wir hatten wirklich Angst. Wir haben uns verloren. Wir wussten nicht, wohin rennen. Wenn du dich hier verletzen würdest, dann gäbe es niemanden, der dir helfen könnte.

Die Situation dauerte etwa drei Stunden. Es wurde verhandelt. Dann kam der Zug. Es war alles sehr eng. Im Zug zurück wurden wir von den Organisatorinnen der Demo über die Gegensprechanlage informiert. Der Zug gehörte uns. Auf der Autobahn wurde Musik gemacht. Wir zogen die Handbremse. Die Menschen von der Bahn baten uns, die Handbremse nicht zu ziehen. Wir zogen wieder die Handbremse. Der Zug stand auf dem offenen Feld. Es wurde über Natel mit den Menschen auf der Autobahn verhandelt. Alle sollten wieder zurück nach Zürich gehen. Der Zug fuhr wieder an. Wir fuhren durch die Dörfer. Es war das Gefühl, in einem Atomzug zu sitzen. Wir waren das radioaktive Material.

Wir sollten in Altstetten rausgelassen werden. In Zürich Enge wurde jedoch die Handbremse gezogen. Im Bahnhof warteten schon wieder die Polizisten in Vollmontur. Auch die Medienleute mit den Kameras waren da. Über die Bahnhofsanlage ist uns mitgeteilt worden, dass wir jegliches Demonstrationsmaterial abgeben müssten.

Wir marschierten dann durch eine tote Stadt Zürich bis zum Bürkliplatz. Als geschlossene Gruppe marschierten wir. Jemand las Gedichte übers Megafon. Mittlerweile hatten sich schon nahezu tausend Leute in Zürich gesammelt.

Der Demozug bog in die Bahnhofstrasse ein. Dort stand die Polizei. Schön aufgereiht, wie es sich gehört: mit Schutzschild und Kampfmontur. Die Bahnhofstrasse ist ein Symbol. Sie ist das Zentrum des Kapitals. Es gibt die ungeschriebene Regel, dass man nicht in die Bahnhofstrasse darf. Die ersten nahmen Stangen mit von den Baustellen. Die brauchten sie dann, um die Pflastersteine zu lösen. Wir kamen auf den Bürkliplatz. Es ging fünf Minuten und die ersten warfen Pflastersteine auf parkierte Autos und in die Schaufenster.

Die vordersten machten einen Schritt auf die Polizei zu. Sofort hat die Polizei massiv losgelegt. Aus fünfzig Metern kamen die Gummigeschosse geflogen. Zehn Sekunden lang schossen hunderte von Kugeln durch die Luft. Wie eine Wolke kamen die Geschosse. Es macht dum dum dum dum. Es krachte auf Aluvordächer, und es blieb einem nur die Flucht. Dort, wo wir hinrannten standen aber auch wieder Polizisten. Wir waren eingeklemmt. Es wurden Steine zurückgeworfen. Durchs Megafon feuerten uns die Demo-OrganisatorInnen an zusammenzubleiben. Wir mussten uns auch vor den Pflastersteinen schützen. Diese prallten auf die Schaufenster, federten aber wieder zurück auf die Strasse. Wir hatten Angst, Steine an den Kopf zu kriegen. Wir rannten davon. Plötzlich fanden wir uns hinter den Polizeireihen wieder.

Später installierte man sich im Park. Es gab eine Front mit Transparenten zur Strasse hin. Von uns aus passierte nichts. Doch plötzlich fährt der Wasserwerfer vor, dreht sein Rohr und spritzt voll in die Menge. Da war es für uns fertig.

Wer die Protokolle per E-Mail erhalten will, soll mir die Adresse schicken > alilum@bluewin.ch. Und wer die Protokolle überhaupt nicht mehr erhalten will, soll mir das doch auch mitteilen. Liebe Grüsse Adi

Nächstes Treffen: Sonntag, 15. April 01, um 17 Uhr, Kulturzentrum, Boa: surf > sample > manipulate Interfiction > digitales Erzählen

Mark Amerika, Florian Cramer, Leslie Huppert und Claudia Brieske stellen im ersten Teil ihre aktuellen Netzarbeiten vor. Anschliessend findet eine Debatte über "Literatur im Netz" statt. Moderation: Roberto Simanowski. Die Veranstaltung ist zweisprachig.

Die Diskussion um den Begriff "Netzliteratur" gibt es, seit das Internet als Medium für die ästhetische Produktion entdeckt wurde. Eine eindeutige Definition dieses Begriffes existiert aber noch immer nicht. Unbestritten ist, dass die Netzliteratur nicht mehr 'nur' auf die Kraft des Wortes baut. Farben, Bilder und Töne nehmen dem Wort die Arbeit ab und erweitern seine Ausdrucksmöglichkeiten. Interaktive Elemente spielen eine wichtige Rolle. Digitales Erzählen wird zur Interfiction. Roberto Simanowski, Herausgeber des Netzjournals Dichtung Digital, moderiert die Diskussion. Die TeilnehmerInnen machen sich Gedanken über Zukunft des Schreibens im Netz. Wie kann das Medium Literatur das Internet nutzen? Welche Konzepte medienübergreifender Projekte sind sinnvoll? Was bedeutet das Netz als Vertriebskanal: COPYRIGHT? COPYLEFT?

Und hier noch ein Anliegen:

Nachtessen am Gartenweg im Museum im Bellpark Kriens: 13. Juli 01 Recherchen im Reich des Geselligen

Am Freitag 13. Juli wollen wir das Nachtessen am Gartenweg für einmal im öffentlichen Raum stattfinden lassen. Und zwar im Museum im Bellpark Kriens, wo seit ungefähr 2 Jahren - immer in der Zeit zwischen Auf- und Abbau der Ausstellungen - regelmässig Happenings verschiedenster Art stattfinden.

Der private Salon, der als Prototyp des künstlerischen Austausches gilt, wird öffentlich zur Diskussion gestellt. Wie immer werden auch diesmal alle Protokollempfänger/Innen, das heisst ihr alle, zum Nachtessen am Gartenweg eingeladen. Was anders sein wird ist, dass wir uns in einem öffentlichen Raum befinden, in einem Museum. Wir laden uns und ein Publikum dazu ein, Recherchen im Reich des Geselligen anzustellen: Was ist ein Publikum? Was ist ein Gastgeber oder eine Gastgeberin? Das Museum im Bellpark ist ein Ort der Kunst. Ist es daher kein Ort der Geselligkeit?

Wichtig: Im Vorfeld des Abends wollen wir euch allen einen kleinen Besuch abstatten. Wir wollen Material sammeln für den 13. Juli, euch persönlich einladen und ein paar Fragen stellen zu eurem Umgang mit der "Kunst des Geselligen". Zusätzlich werden wir Bild- und Tonmaterial sammeln, das dann am 13. Juli in irgendeiner Form auch öffentlich gemacht werden soll. Wir werden also in den nächsten Tagen mit euch telefonisch Kontakt aufnehmen und uns zu einem Kaffee, Tee, Holdernsirup oder was auch immer bei euch einladen lassen...

Beim Nachtessen vom 16. März zum Thema "auf und davos" waren dabei: Adi Blum, Simone Bühler, Paola Di Valentino, Roberto Di Valentino, Mathias Emmenegger, Adriano Ensini, Stepanie Hechenberger, Judith Huber, Claudia Fischer und Lea Wenger. Zum Essen gab es eine Bündner Gerstensuppe.


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