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jj | h NAGA Nachtessen am Gartenweg: FRESA Viele Entwicklungen fanden viel früher statt. Von einer Frauenbewegung aber als solches kann erst seit den 60er Jahren gesprochen werden. Christine und Manou gaben stichwortartig einen Überblick: Thema der Zeit - Konzept der Zeit - Leitkategorie Sex and Gender - Gesellschaftlicher Kontext. Bis Ende der 60er Jahre galt die "klassische" Gleichberechtigung und ein egalitäres Konzept: Ich bin gleich wie du. Also ich, Frau, bin gleich wie du, Mann. Die männlichen Normen bestimmten das Bild. Gesellschaftlicher Kontext: Fortschrittsglaube, Wiederaufbau, Modernisierung. Auf die Sex-Gender-Diskussion gingen wir nicht näher ein (> www.kat.ch/alilum/6.htm). Auch Mitte der 70er orientierte sich die Gleichberechtigung noch an den männlichen Normen. Im Rahmen einer Modernisierungs- und Rationalitätskritik wurde die Natur als Ort des Widerstandes vermehrt thematisiert: die Frau als Mutter der Erde und Hort des Emotionalen. Mitte der 80er begann das Konzept "Dekonstruktion" zu greifen. Was vorher auf dem "wir-Gefühl" aufgebaut hatte, schenkte nun Aufmerksamkeit auf die Differenzen auch innerhalb der Bewegung. Es war eine Zeit der Entmystifizierung: Es kann ja nicht stimmen, nur weil du auch Frau bist, dass wir automatisch eine Verbundenheit haben. Schwarze Feministinnen (vor allem innerhalb der Studentinnenbewegungen in den USA) übten Kritik: was ihr privilegierten Frauen uns verkaufen wollt, trifft auf uns nicht zu. Wir haben andere Problematiken. Die Mitte 90er-Jahre brachte die Diskussion um die Auflösung der Geschlechterdifferenz: Das binäre wird als fragwürdig betrachtet. Die zunehmende Heterogenität der weiblichen Lebenssituation, der Rollenzuwachs, die Individualisierung, die Auflösung weiblicher (und männlicher) Normbiografien führen zu Freiheiten in der Wahl des kulturellen Geschlechts. (Christine hat da ja an einem Salonabend zu diesem Thema einen Beitrag gemacht: www.kat.ch/alilum/34.htm). Neu in der Diskussion ist auch die "Identitätenspielwiese Internet". Im Internet spielt es keine Rolle, wer Mann, wer Frau, wer ein Es ist. Man/frau könnte sich unisex behaupten. Ein 30-jähriger Mann gibt sich als behinderte 80-jährige Frau aus. Diese Möglichkeit der freien Wahl ist eine, die auch unser gesellschaftliches Umfeld prägen könnte (oder wird). Christine und Manou verwiesen auf die historisch gewachsene Kultur der Zapoteken in Mexiko(www.lateinamerica.de/ingeschichte/zapoteken.htm), eine matrizentrische Kultur. Die Frauen machen die Marktwirtschaft. Die Männer arbeiten vorwiegend in Fabriken. Aber es gibt auch die "Musche". Das sind Männer, die das Geschlecht der Frauen annehmen. Sie sind ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Sie tragen Frauenkleider, und gehen künstlerischen Aktivitäten nach. Sie machen Stickereien und spielen Musik. Sie bewegen sich in einem Frauenumfeld wie bei uns Transvestiten. Sie sind aber deklariert als ein drittes und hoch angesehenes Geschlecht. Es sind Männer, aber die Lebenswahl ist weiblich. Es geht also um die Wahlmöglichkeit, so Manou. Als Person kannst du entscheiden, wie du es gern hättest. Im Internet sind es mehr die Männer, die sich Frauenidentitäten zulegen. Das ist auffallend. Als Mann muss man sich nicht mehr der Sozialisation entsprechend verhalten. Und ich als Frau auch nicht. Es wird alles zu einem lustvolles Ausprobieren. Die typische Männerbiografie bei uns, so Christine, ist ziemlich geradlinig. Der Mann arbeitet sich kontinuierlich hoch. Nur so kommt er irgendwo in eine Leitungsfunktion. Die typische Frauenbiografie ist mehrheitlich eine gebrochene: Ausbildung, dann die Heirat, dann zwanzig Jahre Familie und Wiedereinstieg. Sie verläuft nicht geradlinig. Aber heute werden zum Glück gebrochene Biografien immer positiver gewertet. Im Kommunikationsbereich, zum Beispiel, sind Frauen führend. Frauen bringen Erfahrung in den verschiedensten Gebieten mit. Daniela: "Die Frau kann zwar die gleichen Ausbildungen machen wie der Mann, kann Karriere machen im Berufsleben. Sie kann überall hin, kann Männer und Frauen als Kollegen haben. Aber das ist doch immer noch egalitär, und hat wenig mit Wahl zu tun." Boris verweist auf den europäischen Kontext: "Es ist ja nicht unbedingt eine postive Entwicklung, wenn eine Frau alles mitmachen kann. Gerade hier gibt es heute ein gesellschaftliches Rollback. Das heisst, dass konservativere Werte im Bezug auf Geschlechterverhältnisse ja relativ starken Aufwind haben (Stichwort Bush etc). Adi: "Stimmt. Die Schere ist enorm gross zwischen dem von Christine beschriebenen, kreativen Unisex und dem konservativen Blickwinkel." Adrian: "Und noch nicht einmal der egalitäre Ansatz ist verwirklicht. Das Frau-Sein ist immer noch mit deutlichen Nachteilen verbunden." Christine: Wir sind jetzt im Jahr 2001. Die Konservativen haben Aufschwung. Der Feminismus steckt in der Krise. Die Feministinnen erkennen, dass es nicht möglich ist, ein Wir-Gefühl zu initieren. Manou hat ihren, ich den meinen, die indische Feministin den ihren. Wir versuchten also für uns zu definieren, was Feminismus bedeutet? Für uns ist er eine Philosophie wie etwa der Marxismus oder der Sozialismus, eine Philosophie, die sich nicht nur an Frauen richtet, die aber von den Frauen aus kommt, die aber alle anzusprechen versucht. Männer haben sich ja schon längst in die Diskussion eingeschaltet: Wir definieren den Begriff "Feminismus" und seine wichtigsten Merkmale
Globalisierung. Ist dann Femisismus nicht einfach die Philosophie der Grünen? ( > www.kat.ch/alilum/ditfurth.htm) Christine bestätigte: Feminismus ist sehr links ausgerichtet. Aber der wichtige Punkt ist: Geschlechterfrage vor Klassenfrage! Lieber Furrer als Villiger. Für die Frauen hat die Klassenfrage geschichtlich immer mit einer Enttäuschung geendet. In der Klassenfrage steht die Lohnarbeit im Zentrum. Die meiste Arbeit wird jedoch ausserhalb der Lohnarbeit geleistet. Es zeigt auch die geschichtliche Erfahrung: Wenn es nicht knallhart gefordert wird, dann wird durchs Band die Geschlechterfrage untergangen. Darum ist sie prioritär. Daniela: Heute haben wir aber profilierte Leute aus allen Lagern. Christine: Im Zweifelsfall dennoch eher Frau statt Mann. Manou: Ich möchte bei jeder Wahl zwischen Frau und Mann entscheiden können. Erst wenn das Gleichgewicht da ist, dann habe ich eine wirkliche Wahl.
Aber auch:
Hansruedi: Das sind ist nicht die Formulierung einer Utopie, das sind Forderungen. Adrian: Forderungen, die selbverständlich sein sollten. Christine: Aber sie sind es nicht. Siehe Mutterschaftsversicherung. Eugen: Nur eine kleine Schicht von Frauen setzen sich für femistische Anliegen ein. Christine: Feminismus in der Schweiz hat einen schweren Stand. In der Schweiz ist der Anteil der Frauen an Führungspositionen am kleinsten im europäischen Vergleich (4%). Das hat bei der Abstimmung bestimmt eine Rolle gespielt. In Frankreich sind es 30%, in den nordischen Ländern noch mehr ( > www.db-decision.de/CoRe/Sweden.htm).
Man muss ganz bewusst nach Frauen suchen. Das kann heute enttäuschend sein. In Notlagen muss es meist sehr schnell gehen: es fehlen Frauen, also nehmen wir Männer, bis wir Frauen haben. Und es ist halt immer Krisensituation. Der Aufwand Frauen zu finden ist grösser. Linke Kreise betrachten die Frauenfrage als Selbverständlichkeit und daher wird sie nicht gedanklich oder gesetzlich verankertIm Krisenfall wird die Frauenfrage vergessen. Wir möchten Quoten von 40%. Ein Lippenbekenntnis reicht nicht. Daniela: 10 Jahre Arbeitswelt zeigten mir folgendes: Chefs sind Männer. Frauen sind leistungsbereit, aber von der Biografie her unsicherer. Sie werden von den Chefs verheizt. Manou: Männerbündnisse funktionieren halt besser als Frauenbündnisse. An den Strukturen muss gearbeitet werden. Andere Schulbücher müssen her.
Alle die Punkte, die wir bisher erwähnt haben sind nach wie vor utopisch. Auch dieses Beispiel:
Männermotivierte Gewalt an den Frauen: 90% aller Gewalttaten werden von Männer verübt und werden zu grossen Teilen immer noch als "Gentlemen-Delikte" betrachtet (siehe: www.netburger.at/aie/docs/geschlechterrollen/vergewaltigt/index.html). Oder:
Das klassische Beispiel: Ein Mann hat eine Haushälterin, die er anstellt (6 Stunden im Tag). Das wirkt sich natürlich aufs Bruttosozialprodukt der Schweiz aus. Irgendwann haben Mann und Haushälterin eine Liebesbeziehung und sie heiraten. Dann arbeitet sie meist gratis für ihren Mann weiter. Ihre Arbeit hat keine Auswirkung mehr auf das Bruttosozialprodukt und auf die relevanten Statistiken. Des weiteren:
Ist nicht überall gewährleistet.
Ist auch nicht überall gewährleistet.
Adi: Das sind Forderungen gut gestellter Frauen Mitteleuropas. Wie ist das anwendbar auf andere Kulturen? Christine: In Marakesch musste ich alle meine Klischees fallen lassen. In islamischen Kulturen braucht es eine intensive Auseinandersetzung und Gespräche. Mit Schleiern haben wir Mühe, ein abschliessendes Urteil ist aber anmassend. Manou: Am Männerbild muss gearbeitet werden: eine unbeschnittene Frau ist gleich viel Wert. Geschlechtsverkehr ohne Kondom geht nicht an. Adi: Aber das ist doch schizophren > wir gehen hin mit aufklärerischen Absichten und vermitteln gleichzeitig mit global vermarkteten Olympiaden ein COCA-COLA Frauenbild. Manou: Bei der Olympiade geht´s um Geld und Macht und nicht ums Frauenrecht.
Christine: Marokkaner kommen nach Europa. Sie sehen am Flughafen halbnackte bis nackte Frauen auf unseren Plakatwänden. Für sie ist das schamlos, respektlos. Die Frauen sind Sexualobjekte, die man von der Plakatwand nehmen kann und bumsen. Und dann kommen die Europäer und sagen: respektiert die Frauen! Adi: Eigentlich müssten wir ja den Dialog mit den Menschen, die hier leben, führen, statt aufklärerisch zu kolonialisieren. Daniela: Aber wir sind die erste Welt. Christine: Die marokkanischen Männer bringen den marokkanischen Frauen grossen Respekt entgegen. Die Europäerin (das weiss man) kommt nach Marokka, weil sie geil auf die Typen dort sind. Klischees sind überall weit verbreitet. Nur Stück für Stück geht die Arbeit voran. FRESA-Projekte.
NAGA alilum@bluewin.ch Gartenweg 6 CH-6030 Ebikon Tel.: 0041 41 - 440 56 09 |