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Nachtessen am Gartenweg: Expo 02 - die Schweizer Idee

Ständig kommt jemand. Ständig geht jemand. Infos müssen weitervermittelt werden. Neue Gedanken müssen entwickelt werden. Alles kann sich schnell ändern. Inhalte verschieben sich. Die Expo ist ein komplexes Hühnerhaus. Eine kreative Suppe. Ein grosser Findungsprozess. Dies ist natürlich den Wünschen und Begehrlichkeiten von Sponsoren und Presse diametral entgegengesetzt. Dennoch: Ausstellungen mit grossen Ansprüchen lassen sich nicht anders planen. Bis zum Schluss muss verworfen und umdimensioniert werden können. Vor fünf Jahren hat der Prozess EXPO begonnen und wird nun allmählich klarer und gefasster. Dogan Firuzbay, von Haus aus Künstler, ist zu Beginn dieses Jahres auf den Zug aufgesprungen. Er hat sich beworben, Gespräche geführt und arbeitet jetzt als einer von zwei Ausstellungscoach für die Arteplage Biel. Er ist für sechs Ausstellungen zuständig (die siebte ist runterdimensioniert worden).

Die künstlerische Leitung der Expo ist ein relative kleines Team verglichen mit jenen, die für Infrastruktur (Verkehr, Übernachtung, Verpflegung, Feuerwehr...) zuständig sind. Es gibt im gesamten zehn Coach, vier Arteplageleiter und die zwei Leiter der Direction Artistique. Hinzu kommen ein Person für die Bundesprojekte und die vier Architekten. Wir werfen einen Blick ins Plandossier Biel und Dogan kommentiert unentwegt.

Die Expo ist für Taxifahrer, die Schweizer Volksmusik hören, für Intellektuelle mit hohen Ansprüchen, für alle. Wenn Beat Sterchi in seinem Buch "Auch sonntags etwas Kleines" vorschlägt, die Landesausstellung in Billiglohnländer durchzu-führen, um Millionen zu sparen, dann ist das zynisch. Die Expo kann nicht zynisch sein, da man sich für die Ausstellungen erst dann zufrieden gibt, wenn man zu einem Thema den Kerngedanken gefunden hat, der alle etwas angeht. Man bewertet nicht. Man sucht einen kritischen Ansatz und arbeitet aufs Ziel hin. Man versucht das Niveau nicht zu drücken (wie das etwa ein Kurt Felix im Sonntagsblick verlangt) sondern zu heben. Ein kritischer Ansatz ist für Dogans Sprachenprojekt zum Beispiel die Dekonstruktion der vier Landessprachen. Mann kann darauf hinweisen, dass die Viersprachigkeit der Schweiz ein Mythos ist. Fast niemand in unsrem Land spricht die gesagten vier Sprachen.

Das Grundthema für die Arteplage Biel heisst "Macht und Freiheit". Dogans Themen sind: 1) Mode 2) Globalisierung (da ist er am "Andenken") 3) Bruits (kam aus Rists Mitmachkampagne 4) Klangspielhaus (Aus der Mitmachkampagne und schon weit gediehen) 5) Lebensraum CH (mit dem Architekten Geissbühler aus Luzern) und 6) Sprache. Bis zum Dezember dieses Jahres müssen sie gedanklich und finanziell unter Dach sein, damit für die Realisierung genügend Zeit da ist. Im Jahre 2001, so rechnen die Expomacher, werden sie dann von den 7-10 Millionen Besucher in den 180 Ausstellungstagen besucht.

COOP Himmelblau, ein Architektenteam aus Biel, hat die Arteplage Biel entwickelt. Wir sehen die Skizzen von den Türmen, die bis 51 Meter hoch sind und als Wahrzeichen für Biel gedacht sind. Wir sehen den Expo-Park. Das Forum im See musste von 350 auf 250 Meter gekürzt werden. Couchepins Bedingungen (Kürzung des Budgets etc.) haben konkrete Wirkungen. Als kleines Nebenprodukt denkt Dogan über eine parfümierte Expo-Dokumentation nach. An Gerüche erinnert man sich noch zehn Jahre später, sind nachhaltiger als Papier und Fotografie, und der Turm von Biel hat ja die Form eines Flakons.

Die Arbeit Dogans als Coach ist keine einfache. Sehr viele Leute sind unter Druck. Ausstellungsautoren stellen Forderungen an mich, den Vertreter der Expo. Es heisst diplomatisch zu sein, sich nicht erpressen zu lassen. Er muss vertrösten. Programmatorische Änderungen führen zu Änderungen im Zeitplan. Die Konflikte sind programmiert. Beim Sprachenprojekt läuft zur Zeit nicht alles rund. Das rätoromanische Autorenteam will sich selber demonstrieren. Das Ziel ist jedoch allgemeingültiger formuliert. Da braucht's dann halt schon Rückhalt von der obersten Etage. Die Direction Artistique arbeitet als Team gut zusammen, aber die Auseinandersetzungen sind gnadenlos. Es gab und gibt keinen Tag, an dem nicht gearbeitet wird. Doch. Als Martin Heller sich mit den Auflagen Couchepins ins klaren kommen musste, da ist nichts gelaufen.

Was steckt hinter den Themen? Stiftet die Expo Identität? Jeder solle doch zwei Sätze sagen, meinte Dogan, zur Idee der Expo. An ihm liege es nicht, die Idee zu formulieren. Er sei nicht repräsentativ. Aber spekulieren könne man, was durch die Expo ausgelöst werde. Jede Expo bisher habe ihre Spuren hinterlassen. Petra meinte, die Unklarheit der Expo-Idee spiegle doch die Unklarheit der Idee Schweiz. Die Expo könne nicht etwas auf den Punkt bringen, was grundsätzlich unklar sei. Dogan meinte, dass bestimmt nicht martialisch Stärke demonstriert werden solle. Es sei aber möglich ein "positives" Bewusstsein zu generieren und dann entsprechend zu handeln. Stefan meinte abschliessend, dass er ganz froh sei, dass das Identitätsstiftende wegfalle. Die rote Schweizerfahne, d.h. die nationale Identität, sei doch eine Sache der Vergangenheit und das sei gut so. Und so scheint sich auch hier etwas Globales zu manifestieren: the future is bright - the future is...

Wer die Protokolle per e-mail erhalten will, soll mir die Adresse schicken (alilum@bluewin.ch). Und wer die Protokolle nicht mehr erhalten will, soll mir das doch auch mitteilen.


Nächstes Treffen: Freitag, 10. Dezember, um 19 Uhr: Entspannt in die Barbarei

Mit Adrian Borgula, Biologe und Luzerner Grossrat der Grünen, besprechen wir den diesem Protokoll beigelegten Text von Jutta Ditfurth. Die Grünen Deutschlands: eine Vollzugspartei für Kapitalinteressen? Und wo stehen die Grünen der Schweiz?

Am 19. November mit Dogan Firuzbay waren da: Pepe Domenico, Stefan Huber, Petra Fischer, Daniela Bühler, Hansruedi Hitz, Judith Huber, Claudius Weber, Peter Troxler, Adi Blum. Zum Essen gab es chinesische Nudeln.


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Tel.: 0041 41 - 440 56 09