DAS KULTURKABINETT



Protokoll vom 16. Mai 97

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Nachtessen am Gartenweg

Nach dem dritten zusammenstoss hier eine kurze Zusammenfassung des Abends und eine Einladung für das Essen vom 6. Juni, 20.15 am Gartenweg 6. Es waren da: Judith Huber, Daniela Bühler, Peter Troxler und Adi Blum. Später kam hinzu: Judith Albisser. Zu essen gab es Gschwellti.

"Innen. Restaurant. Nacht. Das Restaurant ist ein grosser Saal mit einer sehr hohen Decke und etwa vierzig Tischen. Während die Küche grün und dunkel war, ist das Restaurant rot und dunkel - karmesinrot, signalrot, rotbraun, pflaumenrot. Die Tische sind fachmännisch mit Besteck, Gläsern und Servietten gedeckt. Bei Borst ist das Essen immer wichtiger als das Dekor, dennoch hat er eine Menge Zeit auf die Blumenarrangements für die Tische verwendet - düstere Begräbnisblumen mit dunklen, glänzenden Blättern und komplizierten exotischen Blumenköpfen." (Aus Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber, Peter Greenaway, p 32)

Der Abend stand im Zeichen des Kinobesuchs. Interessant bei Greenaway ist bestimmt sein Umgang mit Räumen, Licht und literarischer Vorlage. The Cook, the thief, his wife and her lover basiert auf einem Renaissancestück, einer klassischen Rachetragödie von John Ford: 'Tis Pity She's a Whore. Doch der Film ist nicht eine Verfilmung der literarischen Vorlage, sondern die Geschichte gibt lediglich den roten Faden durch eine opulente Bilderwelt, welche die Materialität von Essen und Körper (und sogar von Büchern, die im Verlauf der Geschichte verschlungen werden müssen) in den Mittelpunkt stellt. Mit dem Aufessen des Liebhabers endet sie beim "point of no return" der Körperlichkeit, dem Kannibalismus.

Die Zeit war knapp. Während dem Essen und nach dem Essen kamen wir nur ansatzweise aufs Thema "Körper" zu sprechen. Und die "fragmentarische Statementliste", die ich der letzten Einladung beigelegt habe, wurde nicht behandelt. Die könnte am 6. Juni Thema werden. Programm? Der Stoff, aus dem die Körper sind. Schönheit. Der Körper auf der Bühne...

Ein Punkt, welcher im Bezug aufs Nachtessen angesprochen wurde, war die Vermischung von "Spiel" und "Ernst", d.h. gesellschaftlichem Essen und ernsthaftem Recherchieren. Hier gilt es noch eine klarere Form zu finden, die aber nicht sein muss, dass die zwei Angelegenheiten (Essen und Recherche) getrennt stattfinden. Ein Modell wäre natürlich, dass immer wieder jemand anders den Abend (oder das Essen) vorbereitet. Dass das Treffen immer am Gartenweg (alle drei Wochen) stattfindet, ist zur Zeit wohl die beste Lösung. Mit lieben Grüssen. Adi.