The Hawthorne Experiment
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Verquer wirken sie irgendwie, "queer": die amerikanischen 1920er Jahre. Bitteres Sozialelend neben schnellem Big Business. Republikanische Reform-Muffel regieren, während das Gangstertum gnadenlos mit illegalen Alkoholverkäufen wächst. Vor lauter ablenkender Zerstreuung geraten die "Roaring Twenties" geradezu aus den Fugen. Und doch bleibt in diesem Gewirr durcheinander schwirrender Stimmen stets ein goldiger Glaube an den Fortschritt mittels illusionsloser Sachlichkeit.
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So auch in den Hawthorne-Werken der Firma Western Electric in Chicago mit rund 70000 Angestellten. Der Hersteller von elektromagnetischen Schaltern für Telefonzentralen wollte es 1924 wissen: von was ist eigentlich der Produktivitätszuwachs abhängig? Vom Licht? Von den Arbeitspausen? Vom Essen? Fragen über Fragen, die ein wissenschaftliches Experiment klären sollte. In einem speziellen Test-Raum ("T-Room") wurden fünf jüngere Arbeiterinnen bei der Relais-Montage täglich beobachtet. Und je länger die hinzugezogenen Wissenschaftler - darunter auch der Amerika-Schweizer Fritz Jules Roethlisberger - alles protokollierten, desto mehr entdeckten sie in den Industriearbeiterinnen soziale Wesen. Mit einem Mal standen Arbeitsklima, Motivation, Selbstverantwortung und Firmenidentifikation im Vordergrund der Untersuchung. Damit wurde das "Hawthorne-Experiment" grundlegend für die Entwicklung des modernen Managements.
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Doch vom Grossen Börsenkrach 1929 und der damit eingeleiteten Wirtschaftskrise blieben auch Firma wie Experiment nicht verschont. Nach und nach wurden die Arbeiterinnen aus dem Testraum entlassen. Im Februar 1933 wurde der Versuch offiziell beendet. Die später von den beteiligten Wissenschaftlern darüber veröffentlichten Publikationen beinhalten allerdings viele Ungereimtheiten. Um in ihren Studien zu brillieren, wurden störende Daten (etwa Extra-Löhne) unterschlagen. Oder wie ein beteiligter Forscher 1932 festhielt: "Wir nehmen diese Daten und beweisen damit irgendetwas, was immer wir wollen."
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